„Das alte und das neue Österreich in Denken und Handeln der Pariser Friedenskonferenz 1919“

Einladung zum Vortrag von em. o. Univ. Prof. Dr. Hanns Haas

 

Begrüßung:

Dr. Emil Brix, Direktor der Diplomatischen Akademie Wien

Moderation:

Univ. Prof. Dr. Ernst Bruckmüller, Institut für Österreichkunde

 

Zeit: Montag, 20. Mai 2019, um 19.00 Uhr

Ort:  Festsaal der Diplomatischen Akademie Wien

         1040 Wien, Favoritenstraße 15A

 

Die Pariser Friedenskonferenz hat das habsburgische Vielvölkerreich in ein Konglomerat von Nationalstaaten, unter ihnen Österreich, verwandelt. Gewiss lässt sich die Entscheidungsfindung der Friedenskonferenz als Abgleichung von europa- und weltpolitischen Interessen der großen Player Frankreich, Großbritannien, Italien und den USA nachzeichnen. Es ist die „Logik der Mächte“, die bei einer solchen strukturgeschichtlichen Betrachtung zum Maßstab wird. Welche Rolle aber spielt für die „Friedensmacher“ (Harold Nicolson) die Produktion und Verarbeitung von Österreichbildern, wie sind diese Bilder in diskursiven Prozessen der Kriegs- und Nachkriegszeit entstanden, wie wurden sie einer breiteren Öffentlichkeit vermittelt, und vor allem, wie wurden sie im kommunikativen Kontext der Friedenskonferenz interpretiert und umgeformt? Die ideengeschichtliche Forschung hat sich in erster Linie mit den intellektuellen Entwürfen (Steed, Seton-Watson, Eisenmann, Masaryk) und mit ideologischen Vorgaben (Wilsons 14 Punkte, Lenins Nationalitätenprogramm usf.) befasst. Ausführlich diskutiert wurde der unterschiedliche Bedeutungsgehalt von „Selbstbestimmung“ je nachdem als demokratisches oder als nationales Anliegen. (Hölzle) Eine Auswertung der zeitgenössischen Quellenbefunde erlaubt darüber hinaus die empirische Sichtung tief verinnerlichter emotionaler Werthaltungen, mentaler Einstellungen zu Geschichte und Raum, artifiziell gezeichneter Heterostereotypen. Das Referat versucht nachzuzeichnen, wie diese „Perzeptionen, Images und Verhaltensmuster“ (G. Niedhart) in der Entscheidungsfindung der Friedenskonferenz dazu beitragen, „Interessen“ zu definieren.

O. Univ. Prof. i. R. Dr. Hanns Haas, geb. 1943 in Hörn, NÖ, Studium in Wien, Salzburg und Prag; von 1995 bis 2011 Prof. an der Univ. Salzburg. Arbeitsbereiche: Regionale Gesellschafts- und Kulturgeschichte, Bürgertum im 19. und 20. Jhdt., Nationalbewusstsein und Volksgruppenfragen, Internationale Beziehungen zur Zwischenkriegszeit.

Wir freuen uns, Sie bei der Veranstaltung begrüßen zu dürfen!